Einweihung Gewerbepark Flieden
Zur Freigabe der neuen Straße „Am Landrücken“ und zur kirchlichen Segnung der Erschließungsmaßnahmen innerhalb des neuen Gewerbebietes an der A 66-Anschlussstelle Flieden konnte Bürgermeister Winfried Kreß eine ganze Reihe an Ehrengästen, aber auch eine erfreulich große Zahl an interessierten Bürgerinnen und Bürgern begrüßen.
So hieß er seitens der Kirchen die evangelische Pfarrerin, Frau Händler Kläsener und den neuen Fliedener Kaplan Andreas Bieber willkommen, sowie von der Politik Herrn Kreisbeigeordneten Winfried Möller als Vertreter des Landkreises, die anwesenden Fliedener Kreistagsabgeordneten, die Mitglieder des Gemeindevorstandes, der Gemeindevertretung und für die Ortsbeiräte die anwesenden Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher. Als Vertreter der Behörden begrüßte er des weiteren Herrn Bildhäuser von der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Fulda.Besonders erfreut zeigte sich der Bürgermeister, dass er Vertreter aller Ingenieurbüros und Baufirmen willkommen heißen konnte, die an der Realisierung dieser größten Tiefbaueinzelmaßnahme der Gemeinde aller Zeit mitgewirkt haben.Auch die Nachbarn des Areals sowie eine Reihe an Investoren und deren Architekten, die sich in dem neuen Gewerbegebiet niederlassen werden bzw. schon mit der Ansiedlung begonnen haben, konnte er begrüßen.
Im Einzelnen führte Bürgermeister Kreß zu dem – für Fliedens Verhältnisse – kommunalen Großprojekt Folgendes aus:
Beginnen möchte ich meine Ausführungen mit einem Presseartikel in der Fuldaer Zeitung vom 25. Februar 1971 – also vor 40 ½ Jahren! – also noch vor der Gebietsreform – „Das als Industriegebiet ausgewiesene Gelände östlich der Bahnlinie „Im alten Feld“ entfällt wegen der neugeplanten Trassenführung der Autobahn Hanau-Fulda, die im Bereich der Gemarkung Flieden an der Autobahn entlang führen soll.“ Zitat Ende
Dabei ging es um die damalige Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes, der bis heute gültig ist und der in diesem Jahr durch einen neuen FN-Plan ersetzt wird.Das bedeutet, bereits vor 1971 – also schon in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts – war geplant, dass hier oben die neue Autobahn und ein neues, Fliedener Industriegebiet entstehen sollte.
Wie lange es mit der Autobahn dann noch gedauert hat, wissen wir alle, die wir in Flieden oder in unserer Region leben, eigentlich ja recht genau, denn fertig ist sie immer noch nicht, sondern erst Ende 2013 wird die A 66 voraussichtlich bis zur A 7 bei Eichenzell komplett fertiggestellt sein.
Nach jahrzehntelangen Planungen und nachdem der damalige, hessische Wirtschaftsminister Lothar Klemm am 16. Dezember 1998 die Planfeststellung für den Bau der A 66 von Schlüchtern-Nord bis Neuhof-Süd, also für den uns direkt betreffenden Abschnitt, im Bürgerhaus Rückers unterschrieben hatte, standen wir dann allerdings ohne Anschluss-Stelle in Flieden da.
Nachdem sich per Unterschriftenliste, die durch die Werbegemeinschaft initiiert und durchgeführt worden war, das Problem noch mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt war, konnten wir ab Anfang der 2000er Jahre es – quasi auf den letzten Drücker – doch noch gemeinsam erreichen, dass wir eine eigene Anschlussstelle in Flieden bekommen haben.Diese Zusage wurde uns dann wiederum in Form eines Planfeststellungsbeschlusses am 13.02.2006 vom seinerzeitigen Wirtschaftsminister Dr. Alois Rhiel im Rathaus Flieden übergeben. Glücklicherweise mussten wir also nicht den von der Gemeinde am 29.03.1999 eingeleiteten, gerichtlichen Klageweg auf Schaffung eines eigenen Autobahnanschlusses weiter beschreiten.
Der Rest ist schnell zusammengefasst:
Am 12. Oktober 2007 wurde das A66-Teilstück im Beisein von viel Politprominenz (Tiefensee, Koch, Rhiel usw.) feierlich für den Verkehr freigegeben, zum Glück natürlich mit unserer eigenen „Anschlussstelle Flieden“.
„Der jungen Generation – und somit den eigenen Kindern und Enkeln – könnte ich nicht mehr „in die Augen schauen“, wenn heute Schlüchtern und künftig auch Neuhof je zwei Anschlüsse hätten, und wir in Flieden müssten nur die Nachteile einer solch großen Verkehrstrasse, wie Lärmemissionen, Abgase usw., in Kauf nehmen ohne eigene Anbindung an die Autobahn.
Parallel dazu hatten wir in den gemeindlichen Gremien schon alle Planungen und Verhandlungen in die Wege geleitet für die Ausweisung eines Gewerbegebietes an dieser Stelle hier, unmittelbar an der Autobahn.So gab es zunächst zig Versionen, wo und wie groß die neue Gewerbefläche Fliedens sein sollte. Erste Vorüberlegungen dazu hatten schon in den 1990er Jahren begonnen.
Nach jahrelangen Überlegungen und Abstimmungen mit den relevanten „Trägern öffentlicher Belange“ wie es offiziell heißt, wurde uns im Dezember 2007 dann endlich seitens des Regierungspräsidiums dieser 1. Abschnitt hier mit ca. 8 ha genehmigt.Bei diesem Procedere ging es wie immer auch um teilweise negative Stellungnahmen der Nachbarkommunen, vornehmlich meine ich damit die Stadt Schlüchtern, die laut Landes- und Regionalplanung ein sogenanntes Mittelzentrum ist. Im Gegensatz zu den Grundzentren Flieden, Kalbach usw. wird dort fast alles genehmigt, während man uns möglichst wenig zugesteht! Da Schlüchtern in einem anderen Regierungsbezirk und anderen Landkreis liegt, macht die Sache nicht einfacher, da offenbar auch mit verschiedenen Maßstäben gemessen wird.
Da wir vorher jedoch unseren Regierungspräsidenten, den Landrat und weitere Entscheidungsträger eingebunden hatten, ist es dann doch gelungen, eine zunächst ausreichende Gewerbefläche zugestanden zu bekommen.
Schwierig war in dieser Phase genehmigungsmäßig auch, dass wir in Flieden-Süd (früher Schaflager), noch freie Flächen hatten.
Zum Glück war uns 2002 gelungen, die Firma Grieshaber dort anzusiedeln, sonst hätten wir noch deutlich weniger neue Gewerbefläche genehmigt bekommen.Zunächst hatten wir bereits in 2007 und 2008 erhebliche Vorleistungen für die Erschließung des Gebietes erbracht in Form des Baus der Entwässerungsleitung durch die alte Bahnunterführung hindurch sowie durch die Zufahrtsstraße von der K 90, Schwimmbadstraße, herauf in das Gewerbegebiet selbst. Beide Maßnahmen wurden natürlich in enger Abstimmung mit Bahn und Autobahnverwaltung bzw. ASV Fulda durchgeführt und haben die Gemeinde Flieden zusammen ca. 258.000 € gekostet.
Zeitgleich hatten wir mit den Planungen und Projektierungen unseres eigentlichen Gewerbegebietes Flieden-Mitte jetzt nennen wir es „Gewerbepark Flieden“, begonnen.Dabei ergaben sich insbesondere durch das Interesse der Spedition Sostmeier immer wieder Änderungen, wobei wir auch mit der Familie Albinger vieles zu diskutieren hatten.
Nachdem sich konkret abzeichnete, dass das mit der Ansiedlung Sostmeier wohl klappen könnte“, wurden sowohl die Straßen- und Entwässerungsplanungen als auch die Stellung des geplanten „Gebäudes Sostmeier“ nochmals gedreht und höhenmäßig anders angeordnet, damit der Erdmassenausgleich an Ort und Stelle funktioniert und damit vor allem die Lärmemissionen eingehalten werden können.
Außerdem brachte die Sostmeieransiedlung mit sich, dass wir das Gewerbegebietsgrundstück mit der Festsetzung GE ändern mussten in GI = Industriegebiet, was erheblichen Zündstoff mit sich brachte.Dennoch hat die Gemeindevertretung diese Umwidmung am 21. Dezember 2009 beschlossen, sodass der Ansiedlung Sostmeier und der weiteren Entwicklung des Gebietes nichts mehr im Wege stand.Gleichzeitig hatte sich – nach ebenfalls langen und teilweise kontrovers geführten Diskussionen – die Familie Albinger entschlossen, letzten Endes doch auszusiedeln.Dafür möchte ich mich an dieser Stelle nachträglich bei Albingers nochmals herzlich bedanken.
Gerne erinnere ich mich selbst in der Rückschau daran, dass ich die Frage einer Aussiedlung – von dem Standort hier direkt an der Autobahn und der Bahntrasse weg an eine besser Stelle – unserem damaligen Gemeindevertreter Bernd Albinger Anfang der 2000er Jahre gestellt hatte. Damals war er aber noch nicht so weit.
Nun, „was lange währt, wird endlich gut“, ist eine Lebensweisheit, die ich gerne benutze und die auch hier wieder stimmt.
Nun möchte ich an dieser Stelle zum x-ten Male folgendes sagen, weil innerhalb Fliedens es immer noch falsch erzählt wird:
Die Familie Albinger hat selbstverständlich von der Gemeinde kein neues Anwesen auf der Struth hingestellt bekommen, sondern sie ist für die Gebäude bzw. Hofreite entschädigt worden, wie es ein amtlich zugelassener Gutachter geschätzt hatte und die rund 10 ha Grund und Boden von unterschiedlicher Wertigkeit wurden ganz normal von der HLG für uns gekauft, also wie es tägliche Praxis ist, Albingers abgekauft.
Auf jeden Fall war es unternehmerisch eine mutige Entscheidung, den Betriebsstandort mit Wohnhaus zu verlagern und für die gemeindliche Entwicklung war dadurch der Weg freigemacht worden. Dass die Familie Albinger dabei noch ganz erhebliche Finanzmittel selbst einbringen muss, dürfte jedem klar sein, der sich den neuen Hof am Ortsteingang zur Struth anschaut.
So können wir als erstes Resultat ja heute schon die Umrisse bzw. den Rohbau der 1,9 ha großen Halle von Sostmeier sehen, die man wie einen „Leuchtturm“ als erstes wahrnimmt, wenn man sich von Norden kommend über die A 66, die Bahn oder die alte B 40 Flieden nähert.
An dieser Stelle möchte ich mich heute nochmals bei dem Niederlassungsleiter Schlüchtern - in Kürze dann Flieden – Herrn Manfred Jahn bedanken, dass er die Ansiedlung bei uns in seinem Unternehmen durchsetzen konnte.
Viele Verhandlungen, Besprechungen und auch Diskussionen waren im Vorhinein, eigentlich bis heute, nötig, bis es so weit war.Das „Projekt Sostmeier“ war natürlich nur ein Anfang, wobei folgende Ansiedlungen kurzfristig noch folgen werden:Die Raiffeisen Handels- und Vermittlungsgesellschaft (RHV) mit einer Tankstelle, das Autohaus Ekinci mit LKW-Waschanlagen, ein Entertainmentcenter + Fastfood sowie Herr Christoph Auth mit der Firma Mitteldeutscher Zaunbau. Außerdem wird noch ein 20 m hoher Werbepylon errichtet.
Weiter geht’s im 2. Bauabschnitt, der mit 8,5 ha – wieder nur mit großen Schwierigkeiten – im Januar diesen Jahres vom Regierungspräsidium genehmigt wurde.
Auch für diesen 2. Step laufen derzeit konkrete Ansiedlungsverhandlungen auf Hochtouren, z. B. für einen neuen Firmensitz der Firma Vomberg mit Schulungszentrum in Flieden, für den ein größeres Areal einschließlich der Gebäudeanlagen des Hofs Albinger benötigt werden.. Sollte sich die Nachfrage weiter so dynamisch gestalten, müssen wir schon in Kürze weitere Flächen ausweisen, für die wir laut Regierungspräsidium allerdings – als Grundzentrum – nur Genehmigungen erwarten können, wenn wir diese interkommunal weiterentwickeln.Die Gespräche mit Kollegen aus der Nachbargemeinde jedenfalls sind begonnen und machen Sinn, da auch nur dann Zuschüsse für weitere Erschließungsmaßnahmen zu erwarten sein werden.
Dies war uns ja glücklicherweise bei unserem 1.Bauabschnitt, den wir heute einweihen und segnen, auch gelungen.
So haben wir außer den Vorleistungen durch die Zufahrt von unten und die Entwässerung unter der Autobahn hindurch bzw. durch die ehemalige Bahnunterführung insgesamt ca. 2.307 Mio. Euro verausgabt, die sich aufgliedern in 930.000 Euro für Straßen, 167.000 Euro für Trinkwasser und 940.000 Euro für Abwasser. Dabei kostet das Regenrückhaltebecken (Baukosten+Leitungen und Auslasskana) allein schon 525.100 Euro hinzu kommen die Zuleitungen und Schmutzwasser- und Regenwasserleitung vom Hof Albinger bis zum Becken ca. 147.500 Euro also insgesamt 672.600 Euro.
Der Landeszuschuss belief sich im Gegenzug auf immerhin 806.000 Euro, wobei auf der Einnahmenseite dann noch Anliegerbeiträge und Grundstücksverkäufe hinzuzurechnen sind, so dass unterm Strich aber immer noch ein Fehlbedarf für die Gemeinde in Höhe von rund einer halben Million Euro verbleibt.
Dies ist allerdings gut investiertes Geld in unsere Infrastruktur, da wir uns kommunalpolitisch (fast) einig sind, dass wir Arbeitsplätze in Flieden brauchen, denn nur auf Schlüsselzuweisungen aus dem kommunalen Finanzausgleich zu warten, bringt uns nicht weiter und macht uns abhängig. Letzten Endes gibt es neben bzw. durch Arbeitsplätze auch eine Stärkung der Kaufkraft für die Region, die verbunden ist mit einer Steigerung des Wohlstandes für unsere Bürgerinnen und Bürger und mit Einkommenssteueranteilen und Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinde.Darum sind wir neben den Verhandlungen mit künftigen Investoren momentan bzw. weiterhin mit der Erschließungsplanung des 2. Bauabschnittes, also der nächsten 8,5 ha beschäftigt. Abschließend bedankte sich Bürgermeister Winfried Kreß bei den kommunalen Gremien für die Bereitstellung der Haushaltsmittel und für die gemeindlichen Beschlüsse, beim Land Hessen für den großzügigen Zuschuss in Höhe von 806.000 € nach dem Hessischen Strukturförderprogramm sowie bei allen am Bau Beteiligten Ingenieurbüros sowie bei den bauausführenden Firmen.
Gerade wegen der vielen, unvorhersehbaren Probleme im Bereich des Erdreichs bzw. Untergrundes und wegen der vielschichtigen, unterschiedlichen Meinungen bei der Bauplanung, aber vor allem wegen der extrem kurzen Termine dankte er allen Beteiligten für den zielführenden und termingerechten Ablauf der schwierigen, großen Maßnahme.
Anschließend spendeten Frau Pfarrerin Händler-Kläsener und Herr Kaplan Andreas Bieber ökumenisch den kirchlichen Segen, wobei sie darauf hofften, dass auch all die Bürgerinnen und Bürger, die mit der Maßnahme bisher noch nicht einverstanden sind, sich mit der gemeindlichen Entwicklung künftig noch anfreunden mögen.
Dipl.-Ing. Horst Henning vom Planungsbüro Henning und Partner gab anschließend einen kurzen Abriß über den Verlauf der Baumaßnahme und bedankte sich bei den Fachbüros sowie bei den Baufirmen für die gute Arbeit, die sie alle im Gewerbepark Flieden geleistet haben.
Musikalisch umrahmt wurden die Einweihungsfeierlichkeiten von der Blaskapelle Magdlos, wobei man sich zu deren Klängen nach dem offiziellen Teil noch zu einem regen Meinungsaustausch bei herrlichem Wetter und einem wunderbaren Blick über das „Königreich Flieden“ unter freiem Himmel zusammensetzte.
Flieden, September 2011
Kreß, Bürgermeister
Bild zur Meldung: Einweihung Gewerbepark Flieden